Wird die digitale Revolution verschoben?

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Wir befinden uns zwar im digitalen Zeitalter, die richtigen Früchte konnten wir aber noch gar nicht daraus ernten. Personal Computer gibt es seit 1982 und Netzwerke wurden nicht viel später eingeführt. Aber, in Europa sind heute, 2018, nicht mal alle potentiellen Teilnehmer an das Internet angeschlossen oder verfügen über leistungsfähige Computer oder Software.

In vielen Unternehmen und Organisationen wird IT immer noch „nur“ als Schreibmaschinen-Ersatz eingesetzt. Mainframes und zentrale Server herrschen noch vor und erledigen gerade das, was ein Unternehmen im Minimum – für die Steuervorschriften – haben muss. Kaum Flexibilität, kaum Automation, kein Prozessdenken, keine Interaktion und Optimierung, an echte Digitalisierung ist in den meisten Fällen nicht zu denken.

Aktuelle Top-Themen werden, wenn überhaupt nur diskutiert!

Top-Themen wie KI (Künstliche Intelligenz) oder Automation von Abläufen durch IT werden, wenn überhaupt nur diskutiert, aber können mangels fehlender Basissysteme auch gar nicht eingeführt werden.

Aber international wird durch „umgesetzte“ Digitalisierung ein Wachstumsschub im zweistelligen Bereich erwartet. Das wird die Schere zwischen „Machern“ und „Verwaltern“ weiter auseinander treiben. Und viele Menschen werden darunter leiden, weil ihre „verwalteten“ Unternehmen pleite gehen und sie den Arbeitsplatz verlieren. Heute ist Flexibilität und Schnelligkeit gefragt. „Wer zu letzt kommt, den bestraft das Leben“ – lehrt uns ausnahmsweise mal die Politik.

Umfragen sind der Offenbarungseid für fehlende Digitalisierung!

Wir erleben, dass in der aktuellen Zeit alle möglichen Einrichtungen massenweise Daten sammeln. Unsere Daten. Daten von Unternehmen, Daten von Fluggesellschaften. Vorreiter dabei sind die Geheimdienste, Marketingunternehmen und kriminelle Subjekte, die sich dadurch bereichern wollen.

Die Industrie, die produzierenden Hersteller, die Politik ist sehr weit davon entfernt aus den massenweise bei ihnen vorliegenden Daten, etwas sinnvolles zu machen. Oder erst die Daten richtig zu erfassen, die sie benötigen. Wöchentlich werde ich mit Umfragen per Internet gelöchert. Unternehmen wollen damit den Markt analysieren. Eine Umfrage per Email- oder Webseite beweist, dass ein Unternehmen nicht in der Lage ist, die dringend benötigten Analysen aus ihren Verkaufszahlen, Bewegungsdaten oder sonstige Daten zu analysieren. Was für ein Armutszeugnis sich ein Unternehmen ausstellt, dass auf die direkte Befragung potentieller Kunden zurück greift, zurück greifen muss, ist vielen Managern gar nicht klar. Für mich beweisen sie damit einfach, dass sich ihr Unternehmen der Digitalisierung nicht gestellt hat und/oder die vorhanden Daten nicht richtig auswerten kann.

Nicht begriffen worum es geht

Vielleicht sind die alten Personalstrukturen in manchen Unternehmen daran schuld, dass die Chancen der Digitalisierung in den meisten Unternehmen nicht wahrgenommen und umgesetzt werden. Wenn man bedenkt, dass die Hälfte aller aktuellen Vorstände und Geschäftsführer einen Computer als Schreibmaschinen-Ersatz kennen gelernt haben und diese deshalb nicht auf ihrem Schreibtisch haben wollten. Noch heute gibt es Chefs die stolz darauf sind, keinen Computer auf ihrem Schreibtisch stehen zu haben. Geschweige denn ihn bedienen zu können. Und, wenn, dann können sie nicht mal das Email-Programm oder eine Tabellenkalkulation verwenden und rufen dann immer die Assistentin um die Ecke zu Hilfe.

Digitalisierung ist heute viel mehr als viele glauben. Erst wenn ich alle nützlichen Daten in einem Unternehmen elektronisch erfasse, habe ich eine Chance diese Daten auch auszuwerten. Diese Auswertung der Daten muss mit einer bestimmten Intelligenz und Kreativität passieren. Denn wirklich entscheidende Ergebnisse und Erkenntnisse erhält man nur, wenn der Analyst eine gewisse Intelligenz und Kreativität besitzt und die Daten aus verschiedenen Positionen einer 360 Grad Sicht sieht.

Digitalisierung, die Analyse der Daten und deren Erkenntnisse betreffen alle Unternehmensbereiche

Manche Berater oder Dienstleister im Bereich der Digitalisierung wollen dieses Thema nur auf die Prozesse in einem Unternehmen beschränken. Das ist falsch, denn mit der Definition von Prozessen schränke ich die analysierten Daten, also auch den Erkenntnisgewinn massiv ein. Was ist wenn ich durch die Daten Synergien über zwei oder mehrere Bereiche eines Unternehmen entdecke? Durch reine Fokussierung auf einzelne Prozesse kann ich das nicht erkennen. Nein, gerade in der Digitalisierung muss ich das Unternehmen, ja sogar die Interaktion mit Zulieferern, Abnehmern, Kunden oder Dienstleistern, gesamtheitlich betrachten und diese Daten erfassen. Die so gewonnenen Daten muss ich mir wie ein mehrdimensionales, räumliches Gebilde vorstellen in das man mit einer Analyse-Software an beliebiger Stelle durchstechen und daraus im Drill-Down neue Erkenntnisse über Zusammenhänge erkennt.

Aus Daten, Analysen und Erkenntnissen müssen möglichst digitale Automatismen folgen

Die Digitalisierung trägt erst richtig Früchte, wenn man die Erkenntnisse aus der Datenanalyse in optimierte Automatismen im Unternehmen umsetzt. Am besten welche die sich je nach Regelfall selber optimieren.

Stellen Sie sich vor, sie haben im Unternehmen durch Datenerfassung festgestellt, dass bestimmte Produktionsprozesse Qualitätsabweichungen zu bestimmten Zeiten haben die sich daraus erklären, dass bestimmte Arbeitnehmer dann gerade Schichtwechsel haben und der Lieferant Ware anliefert, wodurch die grossen Hallentüren offen stehen müssen. Die Qualitätsabweichung entsteht durch einen Temperaturunterschied durch die geöffneten Hallentore und die weniger starke Aufmerksamkeit der Arbeitskräfte, bedingt durch den Schichtwechsel.

Im alten Leben würde ein solcher Zusammenhang nur durch einen aufmerksamen Mitarbeiter mit Phantasie auffallen, wenn überhaupt. Im Digitalen Zeitalter erkennt man solche Dinge „systematisch“, in dem man Sensoren in den Hallen anbringt, die die Temperatur messen und sie in einer Datenbank speichert. In dem man die Daten des Tores für das Öffnen und Schliessen erfasst und in der Datenbank speichert. Und natürlich in dem man die Zeiten des echten Schichtwechsels in der Datenbank speichert. Dann benötigt man jemanden der diese Daten in richtiger Weise analysiert und echte Erkenntnisse daraus ableiten kann. Fehlt ein Parameter kann der wichtige Faktor natürlich nicht erkannt werden und man verlässt sich auf den Zufall.

Der Automatismus wäre dann, entweder die Anlieferzeiten des Lieferanten durch den Computer so automatisch zu ändern dass er nicht mehr während des Schichtwechsels stattfinden kann. Oder den Schichtwechsel zu verschieben. Eventuell könnte man auch automatisiert die Temperatur um das Produkt durch eine Heizung / Kühlung so anpassen, dass es keine Temperaturunterschiede mehr gibt, wenn das Tor geöffnet wird. All diese Möglichkeiten kann man aber nur überlegen, wenn man die Daten vorher erfasst und analysiert. Ohne geht es nicht.

Sich selbst steuernde und optimierende Funktionen sind ein gutes Ergebnis

Das Beispiel zeigt, wie wichtig die Erfassung von Daten zu allen möglichen Bereichen eines Unternehmen ist. Ohne zu erfassen, wann das Tor auf und zu gemacht wurde, wäre die Erkenntnis zur Lösung des Problems nicht entstanden. Für viele Entscheidungsträger ist das Anbringen solcher Sensoren heute aber überflüssig – weil sie keinen Sinn darin sehen.

Das Beispiel aber zeigt das Gegenteil. Genau deshalb ist die Einrichtung aller nur möglichen Sensoren und Erfassungsgeräte an so vielen Objekten wie möglich und die zentrale Datenerfassung mit Analyse im Unternehmen so notwenig. Ohne Erfassungsgeräte und Daten kann man keinen Erkenntnisgewinn erreichen.

Es fehlt die richtige Einstellung im Management, nicht in den Ressourcen!

Besonders in Europa scheint die richtige Einstellung im Management zur Digitalisierung zu fehlen. Das vorhandene Manko zu anderen Regionen liegt sicher nicht im Fehlen der technischen Möglichkeiten oder der Fachkräfte. Das beweisen auch die weiterführenden Informationen.

Ein paar Zahlen die nachdenklich machen sollten

Die Digitalisierung und die daraus abgeleiteten Optimierungen hängen in Europa besonders hinter den Möglichkeiten und Bedürfnissen hinterher. Es gibt an manchen Stellen zaghafte Versuche und Projekte etwas zu erreichen. Das Thema Industrie 4.0 / Automation treibt es ein bisschen voran. Jedoch empfindet man, dass es kaum Engagement und Visionen gibt. Die Firma mobileVision aus München hat dazu ein paar Zahlen zusammen gestellt, die jeden aufschrecken müssten.

Digital Vision and Strategy … time for an overhaul

Mangelndes Engagement und Verständnis sowie Umfang und Ambition.

48 % aller CDOs (Chief Digital Officers) haben sich der Digitalisierung nicht verpflichtet. Es kommt in ihren Aufgabendefinitionen einfach nicht vor. 56 % aller CDOs glauben, dass der Sinn der Digitalisierung vom Unternehmen nicht verstanden wird. 42 % aller CDOs glauben, das eine Digitalisierung ihr Unternehmen kaum verändern würde. 44 % der CDOs sehen die Digitalisierung als eine grosse Herausforderung an.

Digital Office and Initiatives well on the way … but value creation needs to be improved

Digitale Initiativen und Musterprojekte werden verfolgt, schaffen jedoch keinen wesentlichen Mehrwert.

73 % aller CDOs sehen das digitale Office und das Programm-Management als gut aufgestellt, mit wenig zukünftigen Herausforderungen. Nur 16 % der CDOs berichten, dass ihr „Digitales Ökosystem Management“ voll eingerichtet ist. Nur 24 % aller Organisationen nutzen KI und Datenanalyse zur Auswertung regelmässig und systematisch. 52 % der CDOs berichten, dass ihre digitalen Initiativen nur wenig Wert für die Organisation bringen.

Digital Transformation still in early stages … real transformation is yet to come

Die Digitalisierung wird voraussichtlich erhebliche Auswirkungen auf unsere Organisation und Prozesse haben. Die Ausführung ist deutlich verzögert und beschränkt sich hauptsächlich auf den Kundenkontakt.

74 % aller CDOs glauben, dass die Transformation zur Digitalisierung in ihrem Unternehmen starke Veränderungen herbei führen würde und lassen es deshalb. Nur 34 % der CDOs führen signifikanten Transformationen zur Digitalisierung durch. 38 % haben immerhin ihre Mitarbeiterstrategie auf eine mögliche digitale Transformation ausgerichtet. 65 % glauben die Ziele durch Change-Management erreichen zu können.

The difficult role of the CDO … more empowerment needed

Es gibt keine Standard-Jobbeschreibung für die CDOs und die Rolle wird oft nicht vollständig verstanden. Einige dienen nur in einer Stabsfunktion und sind nicht ermächtigt. Die Rolle überschneidet sich mit vielen Funktionen in der gesamten Organisation.

Nur 76 % der CDOs sind für die digitale Transformation verantwortlich. Sogar nur 69 % sind für das digitale office zuständig. 42 % der befragten CDOs sagen sogar, dass andere Manager für die digitale Transformation verantwortlich sind. Nur 32 % der CDOs führen das digitale change management. 74 % sagen, dass ihre Rolle im Unternehmen nicht verstanden wird.

Das sind insgesamt sehr schwache Ergebnisse. In vielen Unternehmen hängt die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit von der „Digitalen Transformation“ ab, trotzdem wird sie aus vielerlei Sicht vernachlässigt. Weitere Informationen können Sie der „Agenda Survey 2018“ von mobileVision GmbH entnehmen.

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