In den letzten zwanzig Jahren hat China eine dominante Rolle als Handelspartner für die meisten Länder Südamerikas eingenommen. Trotz zahlreicher Bemühungen seitens Südamerikas, die Handelsbeziehungen mit Nordamerika und Westeuropa zu stärken, haben die Vereinigten Staaten und europäische Nationen es versäumt, mit Chinas Engagement mitzuhalten. Dieser Artikel beleuchtet die Dynamik zwischen Südamerika und China, kontrastiert mit dem Rückzug amerikanischer Unternehmen aus der Region, und analysiert die zugrunde liegenden Gründe für diese Entwicklung.
China’s Aufstieg in Südamerika
Investitionen und Infrastruktur
China hat im Rahmen seiner Belt and Road Initiative (BRI) Hunderte Milliarden Dollar in Südamerika investiert. Diese Initiative hat zu umfangreichen Upgrades von Häfen, Eisenbahnen und Logistiksystemen geführt. Laut Daten von AidData und dem Wall Street Journal hat China rund 300 Milliarden US-Dollar in Südamerika investiert.
Land | Investitionsvolumen durch China (in USD) |
---|---|
Brasilien | >50 Milliarden |
Argentinien | >50 Milliarden |
Chile | >10 Milliarden |
Ecuador | >10 Milliarden |
Peru | >10 Milliarden |
Zusätzlich hat China Produktionsstätten und Smart Cities in der Region aufgebaut. So hat BYD, ein chinesischer Automobilhersteller, eine Fabrik für Elektrofahrzeuge in Brasilien errichtet, während Huawei in mehreren Ländern 5G-Städte entwickelt hat. Der Hafen von Santos, einer der wichtigsten in Brasilien, wurde mit chinesischem Kapital modernisiert.
Handel und Ressourcen
Südamerikas Rohstoffe, insbesondere Soja, Kupfer und Erdöl, decken den enormen Bedarf der chinesischen Industrie. Im Gegenzug kaufen südamerikanische Haushalte zunehmend chinesische Produkte. China ist heute der grösste Handelspartner für die meisten Länder der Region — eine bemerkenswerte Entwicklung, da diese Beziehung vor zwanzig Jahren fast nicht existierte.
Rückzug der USA aus Südamerika
Fehlende staatliche Unterstützung
Die Vereinigten Staaten sehen Südamerika primär durch die Linse von Migration und Drogenhandel und ignorieren die wirtschaftlichen Chancen. Gleichzeitig haben sich die US-Investitionen in der Region auf kleine Projekte beschränkt. Ein Beispiel ist ein 30-Millionen-Dollar-Projekt zur Unterstützung des Lithiumabbaus in Brasilien. Im Vergleich dazu hat China Milliarden investiert, um die gesamte Infrastruktur für den Abbau und die Verarbeitung von Rohstoffen aufzubauen.
Vergleich der Investitionen | USA | China |
Hafenmodernisierung | Minimal | Hundert Millionen (z. B. Santos) |
Infrastruktur (z. B. Brückenbau) | Kaum Engagement | Milliardenprojekte |
Produktionsstätten | Selten | Vielzahl (z. B. BYD EV-Werke) |
Wall Street und Private Equity bleiben fern
Während die US-Regierung begrenzte Investitionen in wirtschaftlich weniger entwickelte Länder fokussiert, bleiben amerikanische Privatunternehmen erstaunlich passiv. Ein besonders auffälliges Beispiel ist Guyana:
- Guyana wollte einen Hafen für den Ölexport ausbauen. Trotz der lukrativen Aussichten lehnte die USA die Finanzierung ab, da Guyanas Ölreserven das Land als zu wohlhabend für Hilfsprojekte einstufen.
- China übernahm die Aufgabe und baute die notwendige Infrastruktur.
Ergebnis: Die USA kaufen das Öl, aber das ganze Handling und der Transport wird von China erledigt.
In Panama, das eine neue Brücke über den Panamakanal benötigte, zeigte sich ein ähnliches Muster. Der US-Botschafter konnte keinen amerikanischen Auftragnehmer finden, der das 1,4-Milliarden-Dollar-Projekt übernehmen wollte. Die Auftragsvergabe ging stattdessen an chinesische Firmen.
Folgen für das Image der USA
Für die Bevölkerung Südamerikas sind diese Entwicklungen klar sichtbar: Während chinesische Investitionen zu wirtschaftlichem Wachstum und verbessertem Lebensstandard führen, sind amerikanische Unternehmen auffällig abwesend. Dies schadet nicht nur dem Image der USA, sondern führt auch zu einer tiefgreifenden Abhängigkeit von China.
![GDP South America](https://www.outview.ch/wp-content/uploads/2024/12/Screenshot-2024-12-19-at-14.42.43.png)
GDP South America
Wirtschaftliche Auswirkungen auf Südamerika
Wachstum des BIP
Die pro-Kopf-Wirtschaftsleistung in Südamerika hat sich seit 2020 erheblich verbessert, mit einem Anstieg von 60%. Dieser Aufschwung ist hauptsächlich auf Chinas Engagement zurückzuführen.
Land | Anstieg des BIP pro Kopf (seit 2020) |
Brasilien | +65 % |
Argentinien | +55 % |
Chile | +50 % |
Verbesserungen der Infrastruktur
Die Modernisierung der Infrastruktur hat dazu beigetragen, dass südamerikanische Länder effizienter handeln und wachsen können. Verbesserte Häfen und neue Verkehrswege haben den internationalen Handel erleichtert und Kosten gesenkt.
Soziale Auswirkungen
Die wachsende Mittelschicht in Südamerika profitiert von den wirtschaftlichen Verbesserungen. Höhere Einkommen und bessere Arbeitsplätze führen zu einem gestiegenen Lebensstandard. Gleichzeitig bleiben jedoch Herausforderungen wie Ungleichheit und Abhängigkeit von Rohstoffexporten bestehen. Südamerika hat derzeit mehr als 600 Millionen Einwohner und die Zahl steigt mit zunehmenden Wohlstand.
Warum ziehen sich die USA zurück?
Kulturelle und strukturelle Probleme
Der Rückzug amerikanischer Unternehmen aus Südamerika weist auf tiefere Probleme hin:
- Mangel an Vision: US-Unternehmen konzentrieren sich oft auf kurzfristige Gewinne und meiden langfristige Infrastrukturprojekte.
- Unwilligkeit zur Anpassung: Während China strategisch in den Aufbau von Beziehungen und Infrastruktur investiert, zögern US-Unternehmen, Risiken einzugehen.
Politische Fokussierung
Die USA sehen Südamerika primär als Problemregion in Bezug auf Migration und Drogenhandel. Diese eingeschränkte Perspektive blockiert potenzielle wirtschaftliche Chancen.
Fehlende Kooperation
Eine fehlende Zusammenarbeit zwischen Regierung und Privatsektor erschwert grosse Projekte. Im Gegensatz dazu nutzt China staatlich geförderte Unternehmen, um Projekte zu realisieren und Marktzugänge zu sichern.
Fazit und Ausblick
China hat in den letzten zwei Jahrzehnten eine dominierende Position in Südamerika eingenommen. Mit massiven Investitionen in Infrastruktur und Handel hat das Land die wirtschaftliche Entwicklung der Region entscheidend geprägt. Währenddessen ziehen sich die USA und europäische Länder zunehmend zurück, was für viele Beobachter unbegreiflich erscheint. Sollten die USA und ihre Unternehmen nicht bald eine strategische Kehrtwende einleiten, könnten sie eine ganze Region an China verlieren.
Quellen
- Kevin Walmsley – Why South America now does all its business with China.
- AidData und Wall Street Journal: Daten zu chinesischen Investitionen in Südamerika.
- Statista: Wirtschaftliche Kennzahlen und BIP-Wachstum.
- Wikipedia: Projekte der Belt and Road Initiative.
- Global Times: Chinesische Infrastrukturprojekte in Brasilien und anderen Ländern.
- Nachrichtenberichte über Guyana, Panama und den US-Rückzug.
- Foto von Michael Busch auf Unsplash
Dieser Text auf outview.ch wurde von Gordian Hense, Oftringen, Schweiz, erstellt und zur Verfügung gestellt. Das Copyright für diesen Text liegt bei Gordian Hense, Oftringen, Schweiz. Gordian Hense bietet Dienstleistungen in den Bereichen Business Conuslting, Mental-Coaching, Copywriting, Content-Erstellung und mehr an. Bei Interesse an diesem Text oder der Erstellung hochwertiger Inhalte wenden Sie sich bitte an Gordian Hense in Oftringen.
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