Schweizer Jobsuchende haben Angst vor Bewerbungen, dabei machen Personaler aktuell Abstriche

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Der Arbeitskräftemangel hat die Schweiz fest im Griff und trifft gleichzeitig auf einen Jobboom. Das macht sich unter anderem an der weiter wachsenden Anzahl offener Stellenausschreibungen bemerkbar. Den Arbeitsmarktdaten der Jobseite Indeed zufolge sind in der Schweiz aktuell elf Prozent mehr Stellen ausgeschrieben als vor Corona. Trotz dieser vergleichsweise guten Ausgangslage schrecken Schweizer Erwerbstätige vor Bewerbungen zurück. Der Grund: Sie haben Angst vor den hohen Anforderungen in Stellenanzeigen, wie eine YouGov-Befragung unter 752 Berufstätigen im Auftrag von Indeed aufzeigt. Dabei senken die Personalabteilungen aufgrund der Mangellage derzeit sogar ihre Ansprüche, wie die parallele Befragung von 329 HR-Verantwortlichen zur gleichen Thematik belegt.

  • Indeed befragt Berufstätige sowie Personalentscheider zu Anforderungen bei der Bewerbung und legt Schieflage offen
  • Arbeitnehmer überschätzen die Anforderungen in Stellenanzeigen, dabei senken Personaler aufgrund des Arbeitskräftemangels derzeit ihre Ansprüche
  • Weibliche Jobsuchende lassen sich von Anforderungen deutlich häufiger abschrecken
  • Für eine Besetzung benötigen Unternehmen im Schnitt fünf Monate, Anforderungen sinken mit der Zeit

Eingeschüchtert durch Umfang der Anforderungen

Weit über die Hälfte (59 Prozent) der Berufstätigen in der Schweiz bewirbt sich der Umfrage zufolge erst dann, wenn sie mindestens 80 Prozent der geforderten Qualifikationen erreicht. Und warum sind die Jobsuchenden so zurückhaltend? 63 Prozent der befragten Personen fühlen sich von den in Stellenausschreibungen geforderten Kriterien eingeschüchtert und sehen daher von einer Bewerbung ab. Bei den weiblichen Befragten ist dieser Anteil mit 66 Prozent höher als bei den männlichen (56 Prozent).

Zeit für mutige Bewerbungen: Personaler senken Anforderungen

Dabei ist aufgrund des Arbeitskräftemangels und des Jobbooms derzeit der völlig falsche Zeitpunkt für Zurückhaltung bei Bewerbungen, wie die Befragung der Personalentscheider zeigt. Denn aufgrund der aktuellen Arbeitsmarktsituation zeigt sich knapp die Hälfte (43 Prozent) der Befragten grundsätzlich bereit, die Anforderungen an Kandidatinnen und Kandidaten zu senken. Aktuell reicht es ihnen, dass Bewerbende im Schnitt nur rund 70 Prozent der gestellten Anforderungen erfüllen. Zwischen den erwarteten Anforderungen der Jobsuchenden und den ausreichenden Kriterien der Personaler klafft demnach eine vergleichsweise grosse Lücke.

Die Personaler machen zudem laut der Umfrage zusätzliche Abstriche bei den geforderten Fähigkeiten, je länger die Position unbesetzt bleibt. Das ist aktuell eher die Regel als die Ausnahme: Denn im Schnitt benötigen die Unternehmen den Angaben zufolge ganze fünf Monate zur Besetzung einer Stelle, mehr als ein Viertel braucht sogar noch mehr Zeit.

Diese Kriterien verlieren an Bedeutung

Müssen die Personaler bei ihren geforderten Kriterien Abstriche machen, senken sie am ehesten ihre Anforderungen für die benötigte Arbeitserfahrung (33 Prozent). Mehr Mut zur Lücke können Jobsuchende zudem bei Abschlüssen sowie Sprachkenntnissen wagen, bei denen ebenfalls rund ein Drittel der Personalentscheider bereit sind, von den ursprünglich geforderten Kriterien abzuweichen. Bei IT-Kenntnissen wollen das nur 24 Prozent.

Verbesserungen für mehr Bewerbungen: Gehaltsangaben sind gewünscht

Um sich stärker von einer Stelle angesprochen zu fühlen und sich anschliessend zu bewerben, ist für die meisten Befragten (37 Prozent) eine ausführliche Tätigkeitsbeschreibung relevant. 26 Prozent wünschen sich Gehaltsangaben in der Beschreibung. Knapp jeder vierte Berufstätige würde sich eher bei einer geringeren Anzahl an geforderten Qualifikationen bewerben. Und auch die Formulierungen spielen eine wichtige Rolle: 17 Prozent wünschen sich einfachere Sprache in Stellenausschreibungen.

Thomas Kaiser, Director Outside Sales Indeed, kommentiert:

»Die Schweizer Jobsuchenden wollen möglichst viele Anforderungen in Stellenausschreibungen erfüllen, sonst bewerben sie sich erst gar nicht. Dabei ist jetzt der beste Zeitpunkt für mehr Selbstbewusstsein. Der hohe Arbeitskräftebedarf erhöht bei vielen Personalern die Bereitschaft, Abstriche bei ihren Auswahlkriterien zu machen. Es ist an den Unternehmen, diese Schieflage zwischen eigenem Anspruch und den in Jobanzeigen formulierten Erwartungen zu korrigieren. HR-Abteilungen sollten mit ihren Stellenausschreibungen die Arbeitssuchenden abholen – durch klare Tätigkeitsbeschreibungen, Gehaltsangaben und vor allem durch realistische Ansprüche. Eine unerreichbare Liste von Anforderungen schreckt Talente ab, die sich dann bei Arbeitgebern bewerben, die es besser machen.«

Über die Umfragen
Die verwendeten Daten zur Arbeitnehmerbefragung beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 752 berufstätige Personen ab 18 Jahren zwischen dem 25.03. und 05.04.2022 teilnahmen. Die verwendeten Daten zur HR-Befragung beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 329 Personal(mit)entscheider zwischen dem 25.03. und 08.04.2022 teilnahmen.

Über Indeed
Über Indeed suchen mehr Menschen nach ihrem nächsten Job als über jede andere Jobseite (bezogen auf Total Visits, Quelle: comScore). Indeed bietet Kandidaten in mehr als 60 Ländern und 28 Sprachen über Desktop und mobile Endgeräte Zugang zu Jobs auf der ganzen Welt. Insgesamt mehr als 250 Millionen Menschen nutzen Indeed jeden Monat für die Jobsuche, um ihren Lebenslauf hochzuladen oder um sich über potenzielle Arbeitgeber zu informieren (Google Analytics; Unique Visitors, September 2020). Weitere Informationen auf ch.indeed.com.

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