Zwischen Sicherheit und Manipulation
Die Aufdeckung von Cees van den Bos, einem niederländischen Datenanalysten und IT-Spezialisten, wirft ein beunruhigendes Licht auf die strategische Kommunikationspolitik der NATO und der EU. Seine Untersuchung zeigt, dass psychologische Operationen („PsyOps“) und Informationskampagnen nicht nur gegen externe Bedrohungen, sondern zunehmend auch gegen die eigene Bevölkerung gerichtet sind. In einer Zeit, in der Vertrauen in Institutionen bröckelt und Desinformation als Schlagwort dominiert, stellt sich die Frage: Wo endet strategische Kommunikation und wo beginnt gezielte Meinungslenkung?
Das NATO Stratcom Centre of Excellence: Eine Schaltzentrale für Informationsmacht
Gründung und Ausrichtung
Seit seiner Gründung im Jahr 2014 in Riga (Lettland) gilt das NATO Strategic Communications Centre of Excellence (Stratcom COE) als zentrale Drehscheibe für Informationsoperationen im Rahmen der NATO. Offiziell dient es der Bekämpfung von Feindpropaganda und hybriden Bedrohungen. Inoffiziell jedoch, wie van den Bos betont, richtet sich ein erheblicher Teil der Tätigkeit gegen die „eigene Bevölkerung“.
PsyOps und Black Ops: Definition und Anwendungsbereiche
In der militärischen Praxis werden verschiedene Formen psychologischer Operationen unterschieden:
Begriff | Bedeutung |
---|---|
PsyOps | Psychologische Operationen zur Beeinflussung von Einstellungen und Verhalten |
InfoOps | Einsatz von Informationen als Waffe im hybriden Kontext |
Black PsyOps | Operationen unter falscher Flagge mit gezielter Desinformation |
Das Stratcom-Arbeitsprogramm 2024 nennt explizit Themen wie die öffentliche Wahrnehmung der Migrationskrise oder Desinformation im Bereich Klima als Zielobjekte strategischer Einflussnahme.
Kooperation zwischen NATO und EU: Ein symbiotisches Geflecht
Der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) als Transmissionsriemen
Der EAD spielt eine zentrale Rolle bei der Koordination der strategischen Kommunikation innerhalb der EU. Laut den Recherchen von van den Bos wurde während der Corona-Krise ein NATO-Dokument zur Kommunikationsstrategie über die EU-Kommission an nationale Ministerien verteilt. Ziel war die Harmonisierung der öffentlichen Darstellung und die Eindämmung abweichender Narrative.
Die East Stratcom Task Force und „EU vs Disinfo“
Bereits 2015 ins Leben gerufen, dient die East Stratcom Task Force der Bekämpfung sogenannter russischer Desinformation. Ihr offizielles Sprachrohr, EU vs Disinfo, hat sich jedoch zunehmend zu einem Instrument entwickelt, um abweichende politische Meinungen innerhalb Europas zu delegitimieren. Historisch bedeutsame Ereignisse wie der 9. Mai (Sieg über den Faschismus) werden dort mitunter als „Todeskult“ diffamiert.
Wer wirkt mit? Die Vernetzung von Militär, Geheimdiensten und NGOs
Beteiligte Organisationen
Laut van den Bos sind nicht nur militärische NATO-Strukturen involviert, sondern auch nationale Geheimdienste (z. B. MIVD, AIVD, NCTV in den Niederlanden) sowie zivilgesellschaftliche Organisationen.
Beispiel: Die Postcode-Lotterie und Bellingcat
In den Niederlanden sei etwa die Postcode-Lotterie ein indirekter Finanzier von Informationsnetzwerken, die unter anderem Bellingcat oder die Weißhelme unterstützen. Diese wiederum kooperieren mit militärischen Einrichtungen wie dem CIMIC-Zentrum für zivile und militärische Zusammenarbeit in Den Haag. In den anderen NATO-Mitgliedsländern werden es ähnliche Organisationen sein.
Die Instrumente der Einflussnahme
Strategische Narrative
Zentrales Element der PsyOps ist die Etablierung sogenannter strategischer Narrative: vorgefertigte Deutungsmuster, die komplexe politische Realitäten in einfache, emotional wirksame Erzählungen übersetzen.
Techniken der digitalen Beeinflussung
Technik | Beschreibung |
---|---|
Social Media Targeting | Verbreitung bestimmter Inhalte für definierte Zielgruppen |
Algorithmisches Framing | Verstärkung erwünschter Narrative durch Plattformalgorithmen |
Partnerschaften mit Medien | Inhaltliche Abstimmung über redaktionelle Netzwerke |
NGO-Kommunikation | Nutzung gesellschaftlicher Autorität zur Vermittlung politischer Botschaften |
Warum das problematisch ist: Ethische und demokratische Implikationen
Verwischung von Grenzen
Die Vermischung von militärischer Kommunikation, ziviler Informationsarbeit und regierungsnaher Medienpräsenz stellt eine massive Herausforderung für demokratische Prinzipien dar. Wenn kritische Stimmen systematisch als „Desinformation“ gebrandmarkt werden, entsteht ein Klima der Selbstzensur.
Auswirkungen auf Medien und Gesellschaft
Bereich | Mögliche Folgen |
---|---|
Journalismus | Verlust an Unabhängigkeit und investigativer Kraft |
Bildung | Einseitige Inhalte in Lehrmaterialien |
Wissenschaft | Druck auf Forschungsergebnisse, die dem politischen Narrativ widersprechen |
Bürgergesellschaft | Polarisierung und Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen |
Marketing / Werbung | Misstrauen gegenüber Werbung & Organisationen, die sie verbreiten |
Fazit: Die neue Realität der Informationskriegsführung
Die Analyse von Cees van den Bos zeigt auf, dass der Begriff „Informationskrieg“ längst nicht mehr nur zwischenstaatlich zu verstehen ist. Vielmehr sehen wir die Entstehung eines kontrollierten Informationsraums innerhalb westlicher Demokratien, in dem politische Meinungen aktiv gesteuert, abweichende Stimmen diskreditiert und kritische Diskurse eingedämmt werden. Und alles wird mit dem Steuergeld der Bürger, die bekämpft werden, bezahlt. Der Schluss liegt nahe, dass man solchen Organisationen den Geldhahn abdrehen muss.
In dieser neuen Realität ist kritisches Denken wichtiger denn je. Denn wie van den Bos sagt: „Seid vorsichtig, was ihr glaubt.“
Quellen
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- Cees van den Bos: „De NAVO-doctrine voor StratCom, PsyOps en Info Ops“ (2024)
- NATO Stratcom COE: Jahresarbeitsprogramm 2024
- EU vs Disinfo: Öffentliche Datenbank & Fallanalysen
- European External Action Service (EEAS): COVID-Kommunikationsrahmen
- Recherchen zur East Stratcom Task Force (Tagesspiegel, 2023)
- Interviews & Recherchen zu NGO-Finanzierungen in den Niederlanden
- This Dystopia Would Never Be Accepted Without Extensive Indoctrination – Caitlin Johnstone
- Foto von Sergiu Nista auf Unsplash
Dieser Text auf outview.ch wurde von Gordian Hense, Oftringen, Schweiz, erstellt und zur Verfügung gestellt. Das Copyright für diesen Text liegt bei Gordian Hense, Oftringen, Schweiz. Gordian Hense bietet Dienstleistungen in den Bereichen Business Conuslting, Mental-Coaching, Copywriting, Content-Erstellung und mehr an. Bei Interesse an diesem Text oder der Erstellung hochwertiger Inhalte wenden Sie sich bitte an Gordian Hense in Oftringen.
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