Angst vor der Digitalisierung – und warum Sie sie haben sollten?

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Medizin und Gesundheitswesen bieten enorme Potentiale zur Kostensenkung durch Digitalisierung

Die Potentiale der Digitalisierung in der Medizin und dem Gesundheitswesen sind grenzenlos. Damit sind die kleinen Apps auf dem Handy nicht so sehr gemeint, wie zum Beispiel die wirklich kostensenkenden aber auch Effizienz steigernden Ferndiagnosen. Zunehmend wird die Betreuung durch Ärzte in ländlichen Regionen zu einem Problem, da es immer weniger niedergelassene Ärzte vor Ort gibt. In grossen Ländern, wie Australien, den USA oder China arbeitet man deshalb bereits über Videokonferenzen mit angeschlossenen Diagnosegeräten. Der Blutdruck, Blutanalysen oder Iris-Scanns werden online durchgeführt. Rezepte werden online ausgestellt und auf das Handy gesendet. Die Gesundheitsgeschichte eines Patienten kann in einer Blockchain verschlüsselt gespeichert werden, so kann jeder seine gesamte gesundheitliche Geschichte auf einem USB-Stick mit sich führen und alle Daten dem Arzt seines Vertrauens zeigen. Freiheit und Unabhängigkeit und freie Ärztewahl wird für jeden möglich. Der Patient wird vom Hausarzt entkoppelt. Das schafft eine ganz neue Qualität des Wettbewerbs unter Ärzten und Gesundheitsdienstleistungen.

Diagnosen können durch KI unterstützt oder sogar zu hundert Prozent gestellt werden. Selbst die Therapie kann in vielen Fällen automatisiert von Software vorgeschlagen werden. Oft ist dabei die Genauigkeit besser als durch einen Arzt, da die komplette Vorgeschichte mit einbezogen wird, die der Arzt oft nicht kennt. Dadurch werden Ärzte von einer Menge an Arbeit entlastet und sie können sich um wirklich schwierige Fälle kümmern. Aber man braucht auch weniger als heute. Automatisierte Diagnosen und Therapien, vorgeschlagen von Software und KI müssen nur noch von Ärzten auf Plausibilität geprüft und genehmigt werden.

Gleiches gilt für die Pharma-Branche. Forschung und Entwicklung wird durch Digitalisierung extrem beschleunigt, vereinfacht und kostengünstiger. Prozesse, Analysen und Produktion können so global an jedem Standort der Welt aufgebaut werden. Da wo es billigere Arbeitskräfte gibt.

Handel, Transport und Services

Der Handel ist durch das Online-Geschäft in den letzten zehn Jahren, auch und besonders durch weitere Digitalisierung, umgewälzt worden. Das hat viele Handelsunternehmen und Einzelhändler schwer getroffen. Dennoch stehen wir dort immer noch ganz am Anfang. Gerade hat Alibaba am Single-Day, immer am 11.11. des Jahres, rund 26 Milliarden Euro an einem Tag umgesetzt. Das ist so viel, wie Amazon in Europa in drei Jahren umsetzt. Unternehmen wie Alibaba werden sich auf der Welt ausbreiten wie nichts und werden Unternehmen wie Amazon schlucken. Den Detailhändlern lokal, hier in Europa, vor Ort wird das Leben noch schwieriger gemacht als bisher. Denn Alibaba kann Produkte zu Preisen aus China weltweit anbieten, welche nur einen Bruchteil der Kosten tragen müssen wie in Europa und den USA. In den USA hat man bereits in den letzten Jahren gesehen, was das für Auswirkungen hat. In Europa wird das folgen. Mittelständler und Kleinunternehmen werden einfach pleite gehen, weil sie ihre Waren nicht mehr wettbewerbsfähig anbieten können. Das wird noch einmal hunderttausende an Arbeitsplätze in Europa kosten. Grosse Unternehmen verlagern ihre Produktion dorthin wo man genau so billig produzieren kann, also nach China, Taiwan oder Vietnam.

Aber das ist nur der Anfang. Denn durch die Digitalisierung sind noch ganz andere Dinge im Handel möglich. In den USA arbeite Amazon z.B. schon an der autonomen, elektrischen Auslieferung der Waren. Entweder die Speditions- und Transportunternehmen machen mit oder Amazon macht es selber. So gründet Amazon vor Ort kleine Ladengeschäfte. Der Kunde kann online bestellen und die Ware dort deponieren lassen und dann abholen. Das funktioniert schon mit Lebensmitteln ganz gut. So macht Amazon den Supermärkten Konkurrenz. Amazon liefert die Waren von seinen Zentrallagern mit elektrisch und autonom fahrenden Transportern und spart sich die Fahrer ein. Derzeit werden andere Methoden wie der Transport durch elektrische Drohnen oder Rohrpost (mini Hyperloop) geprüft. Diese Methoden hören sich heute für manche abenteuerlich an, sind aber wirklich realistisch und lohnen sich wirtschaftlich extrem.

Wer aber will, bekommt die Ware, ebenfalls mit autonom fahrenden, elektrischen Fahrzeugen direkt nach Hause geliefert. Der Kunde bekommt eine PIN per SMS zugesendet mit der er das Fahrzeug, bei Eintreffen, öffnen und seine Ware entnehmen kann, wie aus einer eigenen Post-Box. Die autonom fahrenden, elektrischen Fahrzeugen können so, ohne einen Fahrer, ganze Regionen Tag und Nacht beliefern. Sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Ohne Pause, Urlaub oder Krankheit.

Tesla hat z.B. zusammen mit UPS ein Konzept entwickelt, bei dem der Fahrer den Kunden per SMS informiert, dass er vor seinem Haus steht und die Ware sicher abliefern will. Der Kunde kann per Handy den Kofferraum seines Tesla, welcher vor dem Haus steht, von der Ferne öffnen. Der UPS Fahrer legt die Ware dort hinein und schliesst den Kofferraum wieder. So ist die Ware sicher abgeliefert und UPS hat sogar einen elektronischen Beleg dafür. Auch hier wird bereits geprüft, wie man den Fahrer dabei ersetzen kann.

All diese Konzepte werden noch weiter ausgebaut und optimiert, sie machen damit die Anlieferung von Waren noch billiger, ersetzen zum Teil die Speditionen und beschleunigen die Zustellung zum Kunden. Für den Kunden und den Händler sind das alles extreme Vorteile. Für Speditionen fallen ganze Geschäftsmodelle damit weg. Der Beruf des Fahrers wird in den USA in den nächsten zehn Jahren aussterben.

Schon längst bauen alle Lastwagenhersteller an autonom fahrenden Elektrotrucks. Zu gross sind die wirtschaftlichen Vorteile bei deren Einsatz. Man spart den Fahrer, also die gesamten Personalkosten, ein und spart an den Treibstoffkosten. Weltweit rechnet man damit, dass Stromkosten immer billiger werden, weil durch die Digitalisierung mögliche Super-Grids aus vielen Quellen den Strom billig liefern können. Europa ist auf diesem Gebiet sehr weit zurück geblieben. In den USA wird mit einem Strompreis von rund 4 Cent pro kWh in den nächsten Jahren gerechnet. In Europa liegt das bei 24 Cent pro kWh und kann sogar noch steigen.

Im Online-Handel werden durch die Digitalisierung aber noch ganz andere Dinge möglich. In der Vermarktung, ist der neuste Trend, das so genannte „Dynamic Pricing„. Dabei wird die Customer Journey (die Reise durch das Internet bis zum Kauf) des potentiellen Kunden im Internet verfolgt. Welche Seiten hat er besucht und für welche Dinge interessiert er sich. Plant er z.B. eine Reise und sucht nach günstigen Pauschalangeboten, so kann die Software mit KI einen dynamischen Preis anzeigen der z.B. genau ein bisschen niedriger ist, als der auf der vorher besuchten Seite mit einem anderen Angebot. Oder, wenn die Software feststellt, dass der User gerne auf Preisvergleichsportalen unterwegs ist, kann die Software dementsprechende Angebote einblenden. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde dann zuschlägt ist damit grösser und man erhöht die Conversion-Rate, macht also mehr Umsatz bei geringeren Werbekosten. In vielen Medien wird der Begriff leider falsch dargestellt und es wird der Eindruck erweckt, man könne über rechtliche Systeme solche variablen Preise einschränken. Das ist aber ein Irrtum und nur in Einzelfällen oder bestimmten Ländern so. Das „Dynamic Pricing“, so wie hier beschrieben, wird sich im gesamten Online-Handel durchsetzen und zu einer Intransparenz der Märkte und höheren Einnahmen der jeweiligen Online-Händler führen. Verbraucherschutzorganisationen und Politiker werden dagegen ankämpfen, wie die berühmten „Don Quichote und Sancho Panza“ gegen sich drehende Windmühlen. Aber nichts oder nur in Einzelfällen etwas erreichen.

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